Der nächste revolutionäre
Schritt kam von einem gewissen Leo Fender, der eine
Gitarre konstruierte, die keinen Resonanzkörper
besaß, sondern nur ein Stück
Brett. Diese erschien 1948 als "Broadcaster" und wurde 2 Jahre
später in
"Telecaster"
umbenannt. Diese Gitarre erlangte schon bald Weltruf. Es folgte
1954 ein Höhepunkt in der Historie der Elektrogitarren, die
legendäre "Stratocaster",
die zudem auch die erste kommerziell erhältliche E-Gitarre mit
Vibratohebel war.
Die Firma Gibson sah sich in Zugzwang und
brachte 1952 als Antwort auf die Fender "Telecaster" mit der "Les Paul"
die erste Solid-Body-Gitarre von Gibson auf den Markt. Die
Humbucker-Tonabnehmer,
die unempfindlich gegenüber dem allgegenwärtigen
Netzbrummen waren, kamen ab
1957 in der "Les Paul" zum Einsatz.
Zwar hatten im Laufe der Jahre nicht nur diese Firmen zahlreiche neue
Modelle
aufgelegt, aber den fantastischen Erfolg der o.g. 3 Modelle konnte
keine andere
Elektrogitarre wiederholen. Man kann sie nicht nur auch heute noch
kaufen,
vielmehr teilen sich insbesondere die "Stratocaster" und die "Les Paul"
inklusive
der zahlreichen Nachbauten oder Abwandlungen anderer Firmen
stückzahlmäßig
fast den kompletten Markt.
Auch die heutige Qualität der
Verschraubung gibt keinen Anlass mehr zur Kritik bezüglich
Sustainverschlechterung. Heutzutage sind Gitarren mit durchgehendem
Hals
wieder eher selten geworden. Zwischen Steg und Hals sind meistens
zwischen ein und drei Tonabnehmer
angebracht, entweder von hinten durchgesteckt (dann Abdeckplatte auf
der Rückseite),
auf einer Trägerplatte, die gleichzeitig auch als Schlagbrett
dient, oder aber
von vorne direkt auf dem Holz montiert.
Sound
Jeder Gitarrenhersteller wirbt mit einem ganz besonderen Sound, den
seine
Gitarren erzeugen. Oft wird dies sowohl mit besonders edlen
Hölzern als auch
mit besonderen Eigenschaften der verwendeten Tonabnehmer
begründet. Aber, eine
billige Elektrogitarre muss nicht unbedingt schlechter klingen als eine
teure,
wobei die Fertigungsqualität nicht berücksichtigt
wird. Die
Fertigungsqualität hat hauptsächlich Einfluss auf die
Bespielbarkeit und die
Optik aber kaum auf den Sound. Ich hatte schon eine "Stratocaster" von
1974 in der
Hand bei der, durch eine wackelige 3 Punkt-Verschraubung des Halses,
dieser schon bei geringer
Belastung sich bewegen lies. Die Bünde waren heruntergespielt
und das komplette
Aussen- wie Innenleben war oxidiert und abgearbeitet. Trotzdem klang,
eben genau
diese Gitarre, schon nach dem ersten Anschlag fantastisch. Warum das
manchmal so ist?
Sagen Sie es mir! Mit Formeln, Physik, bzw. Technik fällt es
ganz schwer dies
zu erklären.
Es gibt zahllose Gerüchte und Legenden,
welche
Merkmale einer Gitarre klangbestimmend sind. Lesen Sie weiter.
Grundsätzliches über Holz,
Klang und Gitarren
Beim Kauf bzw. Selbstbau einer Gitarre ist die Wahl des richtigen
Holzes von
großer Bedeutung.
Je nach Stilrichtung und Klangvorstellung ist es sehr wichtig zu
wissen, wie
Holz eigentlich klingt. Das richtige Holz, die Verarbeitung und die
Tonabnehmer
entscheiden letztendlich gemeinsam über den Klang eines
Instruments. Um so zu
klingen, wie sein Vorbild, sollte man sich ausgiebig auch mit dem
Instrument des
Vorbilds beschäftigen.
Eine E-Gitarre klingt um so brillanter und sustainreicher, je besser
die
Saitenschwingung auf das Holz übertragen wird und je
spannungsreicher die
Verbindung zwischen Saiten und Korpus ist.
Vereinfacht dargestellt: Bei einem Steg aus sehr
weichem Material würden die
Schwingungen der Saiten stark abgedämpft, es besteht keine
Spannung mehr gegenüber
dem Korpus. So ist es schon eine Materialfrage des Steges und vor allem
der
"Reiter", ob diese Teile aus weichem oder hartem Metall bestehen, aus
Messing oder Stahl zum Beispiel. Messing ist weicher. Der Stahlsteg
bzw. die
Reiter verbinden die Saite "direkter" mit dem Gitarrenkörper.
In der Praxis gibt es aber keine unendlich steifen Materialien, so dass
vor
allem der relativ dünne Hals ein wenig mitschwingt und durch
die Dämpfung
des Holzes der Saite mehr oder wenig stark Energie entzieht und damit
abdämpft.
Die Ausführung und das Material des Halses haben
daher ebenfalls einen großen Einfluß auf das
Ausschwingverhalten und damit den
Klang der Gitarre.
Der Korpus selbst ist im Vergleich zum Hals sehr dick und hat daher
physikalisch relativ wenig
Einfluss auf den Klang.
Ausfräsungen für größere oder
zusätzliche Tonabnehmer haben in der Praxis kaum
Einfluss auf das Klangverhalten.
Um negative Auswirkungen auszuschließen, sollte man
für den Korpus kein sehr weiches Material mit hoher
innerer Dämpfung verwenden. Spanplatten (z.B.) sind daher ein
denkbar ungeeignetes Material. Verschiedene, im Gitarrenbau
übliche Harthölzer sind nur sehr schwer zu
unterscheiden. Bei Deckschichten aus Edelhölzern, wie z.B.
Vogelahorn, spielt
eher die Optik und der Wert der Gitarre, die größere
Rolle. Übrigens, manche Kultgitarren
bestehen tatsächlich aus Spanplatten. Wenn es nach der Meinung
der
Experten ginge, müssten solche Gitarren sehr dumpf klingen.
Das tun
sie aber nicht, ganz im Gegenteil.
Physikalisch ist es auch eher unwahrscheinlich, dass der Lack sich bei
Solid-Body-Gitarren
klanglich auswirkt. Sie Bild unten: Diese Original Gitarre von
Rory
Gallagher hat kaum noch Lack auf dem Korpus und Hals, kling aber
fantastisch.
Bei akustischen Saiteninstrumenten ist das
Holz und der Lack eher zu berücksichtigen. Kaum mehr als einen
oder zwei Millimeter dick und wird
das Holz zu einem erheblichen
Teil vom Lack durchtränkt, wodurch sich die Biegesteifigkeit
und damit das
Schwingungsverhalten, vor allem aber das Dämpfungsverhalten
sehr stark ändert.
Bei mehreren Zentimetern dickem Holz (Korpus
E-Gitarre) spielt die dünne Lackschicht aber keine
wesentliche Rolle, zumal die heute üblichen Lacke kaum ins
Holz einziehen und somit der
oben beschriebene Effekt nicht auftritt.
Der Hals spielt hingegen durchaus eine Rolle: Dieser ist lang und
dünn und
schwingt deshalb auch in größerem Umfang mit.
Hier ist nicht nur das Material für das
Schwingungsverhakten wichtig sondern auch in gewissem Umfang auch Form.
Ein U-förmiger Hals besteht bei gleicher Dicke aus mehr
Material als ein D-
oder gar V-förmiger Hals, sodass dieser ein höheres
Trägheitsmoment besitzt, was indirekt eine geringere
Dämpfung
bedeutet. Aufgrund der geringen Gesamtdicke spielt es durchaus eine
Rolle, aus
welchem Material das Griffbrett besteht. Dabei ist das heute selten
gewordene
Ebenholz, das übrigens eine so hohe Dichte hat, dass es in
Wasser untergeht,
deutlich biegesteifer als das weitverbreitete Palisander ("Rosewood").
Tonabnehmer
Grundsätzlich werden zwei Arten von
Tonabnehmer unterschieden:
- Single-Coil-Pickups
Einzelspulen-Tonabnehmer erzeugen einen brillanten und harten Klang (Fender-Stratocaster).
- Humbucker-Pickups
Doppelspulen-Tonabnehmer erzeugen einen milden und fetten Klang (Gibson
/ Les Paul).
Bei den Tonabnehmern hat sowohl der mechanische Aufbau als auch die
Anordnung
auf der Gitarre (Abstand vom Steg) und die äußere
Beschaltung sehr großen
Einfluss auf den Frequenzgang und daher den Klang.
Der relativ weiche Klang einer Gibson Les Paul
kommt durch die relativ
niedrige Resonanzfrequenz in Verbindung mit einer nur geringen
Resonanzüberhöhung
zustande, während die höhere Resonanzfrequenz einer
Fender Stratocaster einen
insgesamt hohleren, schneidenden ergibt. Der typische Fender-Sound
entsteht
beispielsweise bei 4 kHz und einer relativ hohen
Resonanzüberhöhung.
Grundsätzlich gilt, dass der Klang umso kühler wird,
je höher die
Resonanzfrequenz ist. Oberhalb von etwa 5 kHz wird der Ton mehr und
mehr glasig,
hart und ausdruckslos.
Saiten
Als Saiten kommen für Elektrogitarren präzise
gefertigte Drähte aus
überwiegend Nickel und Stahl zum Einsatz. Für
die tiefer klingenden Saiten sind diese zusätzlich mit einem
dünneren Draht
bewickelt. Eine Besonderheit sind mit halbrundem Draht bewickelte
Saiten
("geschliffene" Saiten), die beim Umgreifen nicht quietschen und daher
vor allem für nicht so geübte Gitarristen zu
empfehlen sind. Es gibt sehr
viele Marken und noch viel mehr Ausführungsformen von Saiten.
Eine
dickere Saite schwingt langsamer aus als eine dünne, weil bei
gleicher
Amplitude durch die höhere Masse mehr Energie in der
schwingenden Saite steckt,
die per Luftreibung etc. langsam abgebaut wird. Gleichzeitig nimmt die
Amplitude
der Oberschwingungen aber schneller ab als bei einer dünnen
Saite. Durch die weniger starken Oberwellen klingen dicke
Saiten voller und weicher, was für manche Sounds durchaus
erwünscht ist, für
andere sich aber negativ auswirkt. Im Gegenzug lassen sich
dünne Saiten besser
"ziehen", d.h. man kann durch seitliches Verschieben auf dem Bund
leichter und extremer die Tonhöhe ändern.
Die Saiten haben einen relativ großen Einfluss auf den
Grundklang
der E-Gitarre, weshalb man ihnen genügend Aufmerksamkeit
widmen sollte.
Allerdings ist es auch so, dass die Saiten umso unwichtiger werden, je
verzerrter die Gitarre gespielt wird bzw. je mehr der Klang anderweitig
verfremdet wird.
Wiedergabekette
Bislang wurden nur diejenigen Komponenten betrachtet, aus denen eine
E-Gitarre
besteht. Im Gegensatz zu einer akustischen Gitarre gehören bei
einer E-Gitarre
Verstärker und Lautsprecher jedoch mit zum Instrument, weil
beide stark damit
zu tun haben, welcher Klang letztendlich hinten herauskommt.
Resümee
Von den beeinflussbaren Elementen haben (abgesehen von den Saiten) die
Tonabnehmer, die gitarreninterne Verschaltung und die Kombination aus
Verstärker
und Lautsprecher den größten Einfluss auf den Klang.
Deshalb sollten Sie
zuerst einmal genau hier ansetzen, wenn Sie mit dem Klang Ihrer Gitarre
nicht
zufrieden sind. Beim Kauf einer Gitarre sollten Sie diese auch mit
einem
Verstärker testen, den Sie verwenden. Am besten mit dem
eigenen. Den Kauf eines
Verstärkers sollten Sie mit Ihrer Gitarre
beurteilen.
Aber, eins sollten Sie jedoch bei aller Technik
niemals vergessen:
Den mit weitem
Abstand größten Einfluss darauf, ob eine
Elektrogitarre gut oder schlecht
klingt, hat derjenige, der Sie spielt. Denn wenn ein
begnadeter Gitarrist auf einer 100 € Gitarre spielt, klingt es
immer
ganz erheblich besser, als wenn ein Anfänger z.B. auf einer
der Custom-Shop
Stratocaster mehr oder weniger planlos herumspielt.
So ist es leider!
Ein
guter Handwerker braucht gutes Werkzeug, aber gutes Werkzeug macht
noch lange keinen
guten Handwerker !
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